Es geht um Scharlach in der Kita, Hüftspeck und Selbstliebe oder um das sichere Händchen des Ehemannes für den hässlichsten Blumenstrauß beim Floristen. Der ganz normale Wahnsinn eben. Und in den nimmt Katharina Schmauder, Mutter zweier kleiner Mädchen und seit knapp vier Jahren Ehefrau von Florian, ihre Leser wöchentlich mit. Bis zu 800 Leser landen jede Woche auf ihrem Blog Weisheit und Perle, bei Instagram folgen der 32-Jährigen etwa 1000 Menschen.
Seit April ist Weisheit und Perle online
Die Idee, unter die Blogger zu gehen, hatte die Garrelerin (Landkreis Cloppenburg) schon viele Jahre. Es fehlte allerdings an technischem Know-How. Dann bat sie den Bruder einer Freundin um Unterstützung bei der Internetseite und im März diesen Jahres – an ihrem Geburtstag – war dann nach ihren zwei Zuckermäusen aus Fleisch und Blut das dritte Baby „geboren“. Zumindest gedanklich. „Vier Wochen hat es gedauert, dann war ich online“, erinnert sich die zweifache Mami.

„Ich schreibe über das, was mich bewegt. Und das sind eben zum Großteil meine Kinder und auch mein Mann“, beschreibt die Garrelerin. Über ihre Kinder kam auch die Namensidee: Sophia, zweieinhalb Jahre alt, bedeutet im weitesten Sinne Weisheit und Greta (gerade ein Jahr geworden) trägt die Bedeutung Perle. Die Gesichter ihrer Kinder zeigt Kathie nicht, weil sie noch nicht selber entscheiden können, ob sie auf ein Foto wollen oder nicht.
Ehemann Flo hält sein Gesicht für den Blog oder Instagram häufiger in die Kamera – manchmal gezwungenermaßen, wie dann direkt gestichelt wird. „Er steht aber voll hinter mir. Es gibt zwar ein paar Tabu-Themen, aber ansonsten hat er damit kein Problem. Er kann so herrlich über sich selbst lachen. Humor ist der Klebstoff unserer Beziehung“, sagt Kathie.
Der Blog will dabei nicht mehr sein als Kathies Sprachrohr und ihre Leidenschaft. Manchmal verpackt die 32-Jährige Botschaften in ihren Posts: „Seid dankbar, lebt bewusst, greift nach eurem Glück so sehr ihr nur könnt“ oder „Eine glückliche Ehe oder Beziehung zu führen bedeutet eben Arbeit. VIEL Arbeit“. Und auch wenn solche Töne ernst klingen, hat man sich vorher mindestens drei Minuten lang vor Lachen den Bauch gehalten.
Seelen-Striptease fürs Schreiben
Da es vor allem um das geht, was der jungen Mama in ihrem Alltag begegnet, sei das Schreiben schon eine Art Seelen-Striptease. Weisheit und Perle berichtet davon, dass Kathie sich morgens vor der Kita nur fix aus dem Nachthemd pellt, versucht zwei identische Socken zu finden und sich die Haare dann in einem Zottel-Dutt zusammen bindet. Oder davon, wie ihr Mann ihr den Heiratsantrag gemacht hat und was dabei ihrer Meinung nach „typisch Flo“ war. Die gebürtige Garrelerin nimmt sich in ihren Beitragen nicht so ernst – und ermuntert dazu, das Leben nicht so ernst zu nehmen. „Vielleicht ist es auch so, dass manche Leute dann aufatmen können – es läuft nicht nur bei mir so. Denn ich beschönige ja nichts. Und es ist natürlich schön, wenn man anderen damit helfen kann, die Sache ein bisschen mehr mit Humor zu nehmen, die Dinge lockerer zu sehen.“

Für ihre Leidenschaft hat sich Kathie Donnerstagsmorgens ihre Zeit freigeräumt. Denn die Vollblut-Mama arbeitet seit August wieder beratend im öffentlichen Dienst und absolviert so wöchentlich den Spagat zwischen Bürostuhl und Kita. Was donnerstags zum Thema wird, kommt spontan. „Häufig Dinge, die in der Woche passiert sind. Ich habe aber auch über den Tod meines Opas geschrieben oder darüber, welche Wirkung Wort haben“, erläutert die „Mum-Bloggerin“. Davon gibt es gefühlt immer mehr – aber wenige sind so authentisch und unterhaltsam wieder der Schmauder-Blog. Was zeigt, wie groß das Interesse ist. Wichtig ist der Garrelerin, kein Erziehungsratgeber zu sein.
Bitte keine Tipps!
„Für dieses Mumbashing (Beleidigung von Müttern) gibt es sogar schon einen eigenen Hashtag. Das finde ich furchtbar. Jede Mutter weiß doch am besten, was gut für die Kinder ist. Hauptsache sie ist liebevoll“, sagt die Garrelerin. Zum Mutter-Sein oder Mutter-Werden habe eben jeder Tipps parat. Das hat die 32-Jährige selbst zu spüren bekommen. „Sobald der Schwangerschaftstest positiv ist, weiß jeder alles besser. Das zieht sich durch die Schwangerschaft, über die Geburt bis zu Erziehung.“ Das „schärfste“ Eregnis – im negativen Sinne – sei bei Einkaufen eine Kassiererin gewesen, die ihren Schwangerschaftsbauch über das Kassenband hinweg anfasste. „Ich will nicht, dass jemand mir an den Bauch fasst, in den Kinderwagen langt oder meinen Töchtern in die Wange kneift“, sagt die Garrelerin.

Meinungen, die keiner hören will, hat es im Übrigen auch gegeben, als Katharina wieder anfangen wollte zu arbeiten. Sie hat in Gießen Politikwissenschaften, Neuere Geschichte und Soziologie studiert und arbeitet seit August wieder halbtags. Es sei schwierig gewesen, in Garrel an einen Betreuungsplatz zu kommen. Und dann hätten noch einige Menschen gefragt, ob es nicht ein bisschen früh für eine „Außer-Haus-Betreuung“ wäre. „Ich bin der Überzeugung, dass die Kita den beiden gut tut. Manchmal geht es auch nicht anders. In unserem Freundeskreis sind viele Kinder in der Kita“, meint Kathie.
Mama-Auszeit bei der Arbeit
Klar sei die Trennung an der Kita-Tür anfangs schwierig gewesen. Als Helikoptermutter sieht sie sich aber nicht. Bei der Arbeit genieße sie es, über etwas anderes als über Windeln und Fläschchen zu quatschen. Auch das Bloggen sieht die zweifache Mama als Auszeit für sich. „Klar, wenn Ferien sind und das Wetter bombe ist, gehts donnerstagsmorgens auf den Spielplatz.“ Rückhalt für den Spagat zwischen Kindern, Job und dem Bloggen bekommt sie von ihrer Familie. Sowohl die Eltern als auch die Schwiegereltern wohnen ums Eck und greifen mit unter die Arme.

Die Mama wird dann auch mal beim Friseur angesprochen, wenn jemand den neusten Blogeintrag von Kathie gelesen hat. Und auch Flo muss sich manchmal fragen lassen, was er jetzt schon wieder angestellt hat. „Das die Leute aber hinter meinem Rücken im Supermarkt tuscheln, ist noch nicht vorgekommen“. Bisher habe sie rundweg positive Lesermeinungen bekommen und freut sich über jede Rückmeldung, die sie erhält.
Wenn ihr Schmunzeln oder Laut loslachen wollt, ihr ein wenig Unterhaltung in grauen Wintertagen benötigt oder ihr eine kleine Flucht aus dem Alltag braucht – Kathie nimmt euch in ihren Wahnsinn sehr gerne mit! Und zeigt, wie humorvoll eine junge Frau zwischen Job, zwei Kindern, einem Ehemann, dem Haushalt und Zeit für sich jonglieren kann.