Nordisch unterwegs

Island: Im Land der Regenbögen

Google+ Pinterest LinkedIn Tumblr

Klar nach Norden setzte ich meinen Kurs für den Sommerurlaub. Es ging nach Island. Was ich in dem Land der Regenbögen und Elfen erlebt habe? Lest selbst!

Für mich war klar, ich will da baden gehen! Nicht im Meer, der Atlantik ist zwar ziemlich kalt, aber nicht kalt genug. In 2 bis 4 Grad „warmem“ Gletscherwasser durfte ich planschen, im saubersten und klarsten Wasser der Erde. Das gibt es nämlich in Island, in der Silfra-Spalte.

Mit Handschuhen ins Wasser

10 Uhr vormittags, unser Guide Nino holt uns ab: Wir werden heute Geysire, Krater und Wasserfälle besichtigen.  Wandern, das Isländische Wetter kennen lernen, aber das Wichtigste steht am Nachmittag an. Dann finden wir uns im Þingvellir-Nationalpark ein, an der Silfra-Spalte. „Die entstand, als sich die eurasische und die amerikanische Kontinentalplatten auseinanderschoben“, erklärt Nino.  Und das Gebiet steht keinesfalls still, noch immer bewegen sich die Platten Stück für Stück auseinander, und das Nationalgebiet wird immer größer.

Wir bekommen einen Trockenanzug an. Jede Menge Stoff bedeckt die Teilnehmer. Dem Thermalanzug, der uns warmhalten soll, folgt ein Taucheranzug. Noch hinzu kommen dicke Handschuhe, eine Kopfbedeckung, Flossen, Maske und Schnorchel. So steigen wir in das kalte Wasser. Und es ist von der ersten Sekunde an kalt! Der Anzug ist so konzipiert, dass man im Wasser schwebt. Wir haben so viel Luft in unseren Anzügen, das wir nicht einmal richtig untertauchen können. Das erste was wir daher üben, ist, sich auf den Rücken und auf den Bauch zu drehen – gar nicht so einfach, wenn man sich fühlt, wie das Michelin-Männchen.

Schnorcheln in der Silfra-Spalte

Dann geht’s los, wir schnorcheln den engen Graben entlang. 18 Meter tief ist dieser, nach vorne kann man unbegrenzt weit blicken, das Wasser ist so klar wie Leitungswasser. „Vor einigen Monaten ließen wir das Wasser zuletzt testen, es ist 200 Mal reiner als das, was man in Flaschen kaufen kann“, sagte Nino noch vorab. Ich überlege noch, wie etwas 200 Mal reiner als etwas sein kann, doch dann hat mich die Unterwasserwelt in ihren Bann gezogen. Alles ist ruhig da unten, wie erstarrt. Fische sehe ich nicht. Nur Algen in einem Aliengrün und zerfallene Steine. Man bekommt auf einmal einen wirklichen Eindruck, was es bedeutet, wenn die Erde aufreißt.

Wir sind am Ende angekommen, doch bevor wir aus dem Wasser steigen, dürfen wir trinken. „Aber trinkt nicht zu viel, es wird noch ein bisschen dauern, bis wir euch wieder aus den Anzügen schälen und ihr wisst ja, was rein kommt muss auch wieder raus“, scherzt unser Guide. Ich trinke von dem bekanntlich klarsten Wasser der Welt und es schmeckt nach: …Nichts. Kein Eisen, kein Kalk, gar nichts, es ist nur kalt.  „Es ist eben nur H20“, weiß Nino.

Ich kann dieses Erlebnis nur empfehlen. Dieses Wasser ist definitiv eine Lebenserfahrung wert. Mehr Infos dazu gibt es auf der Webseite des Tauchzentrums in Island.

Auf dem Rücken der Islandpferde

Die zweite Unternehmung in Island war für mich das Reiten. „Islandpferde gelten als die entspanntesten Pferde der Welt, weil sie völlig ohne natürliche Fressfeinde auf der Insel leben“, weiß Sinia. Die Dänin arbeitet im Pferdegestüt Eldhestar in Hvergerid, südwestlich von Reykjavik. Dort befinden wir uns. Wir, das sind dieses Mal sieben Reiter und zwei Guides, denen ein 6-Stunden Ritt am Flussdelta Ölfúsá und am Fuß des Berges Ingólfsfjall bevorsteht.

In den großen Stallungen herrscht Betrieb, 300 Pferde hat Eldhestar, alles Isländer. Andere Pferde sind auf der gesamten Insel verboten, um die Reinheit der Rasse zu gewähren. Wir sind nicht der einzige Ausflug, der gleich startet, und so stehen überall Reiter und Pferde. „Wie lange reiten Sie schon?“, werde ich abrupt von einer Mitarbeiterin gefragt. Nachdem ich kurz antworte, dass ich Erfahrung habe, verschwindet sie und kommt mit einem braunen Etwas an Zügeln wieder. „Du bekommst Gilbrah“, sagt sie und ist auch schon wieder weg. Ah, Gil-brah. Ich schaue auf mein Pferd, tiefenentspannt steht es da, nimmt kaum Notiz von mir. Ein bisschen skeptisch bleibe ich: Ob wir ein gutes Team werden die nächsten 6 Stunden?

Auf dem Reitplatz passt Nicolas, ein weiterer Mitarbeiter, meinen Sattel an, macht meine Steigbügel länger.  „Wir sind hier ja nicht beim Jockey“, scherzt er. „Bei Gilbrah ordentlich mit den Beinen treiben, die muss man ab und zu daran erinnern, dass man draufsitzt“, sagt er. Er verrät mir auch, das „Gilbrah“ so etwas wie Goldenschön heißt, oder Goldie. Wer auf die Idee gekommen ist, einem braunen Pferd diesen Namen zu geben, frage ich mich, dann geht’s aber auch schon los. Mich begleiten eine  Mutter und Tochter aus Canada, eine Ehepaar aus Bulgarien, eine Dänin und Stefanie aus Stuttgart.

Tölten kann jeder

Im Schritt geht es zunächst durch die Wiesen die hinter dem Gestüt liegen. Stefanie reitet neben mir. Sie ist ganz in Neon-Orange gekleidet, das sind Regenklamotten, die man sich ausleihen konnte. „Das bringt Glück“, sagt Sinia. „Immer wenn mindestens einer aus der Gruppe Regenkleidung trägt, bleibt es trocken“, sagt Sinia auf Englisch – alle lachen.

Anders als die anderen Pferderassen haben Islandpferde fünf Gangarten, zwei mehr als andere. Einer dieser Gänge ist das Tölten. Hier in Island ist das der Normalgang und beinahe jedes Pferd fällt automatisch in den Tölt, wenn man es antreibt. Es ist ein entspannter Gang. „Die Oberschenkel sollten locker bleiben, damit das Tier Platz hat zu atmen“, sagt Sinia. Ansonsten gerade sitzen und die Zügel aufnehmen, das heißt strammer halten, das war‘s.

Auf vier Hufen durch die Riverbanks

Außer Sinia begleitet uns noch Maria als Guide. Sie kommt aus Deutschland, macht  hier beim Gestüt ein zehnmonatiges Praktikum und will danach Veterinärmedizin studieren.

Unterwegs auf Islandpferden
Unterwegs auf Islandpferden

Nach den Wiesen kommen wir an die Riverbanks. Eine endlos scheinende weite Ebene voller Flussströme liegt vor uns. „Seit vorsichtig, die sehen flacher aus als sie sind“, weiß unser Guide. Also reiten wir zunächst durch den schwarzen Sand und passieren die Banks nur an ausgewählten Stellen. „Es passiert hier oft, dass wir hin einen anderen Weg nehmen als zurück“, sagt Sinia. Das läge an den unerwarteten Regenschauern, die dieses Land oft heimsuchen. Wenn ein Fluss, der vorher passierbar war, vollläuft, muss man sich einen anderen Rückweg suchen.

Wo Elfen helfen

Nach den Flüssen kommen wir an einem alten schäbigen Schuppen vorbei. Wir stoppen. Wieso hier? „Hier hat alles begonnen“, sagt Sinia. In diesem Schuppen wurde das Gestüt Eldhestar gegründet. Die Isländer haben da eine etwas eigenwillige Tradition: Wenn ein Unternehmen in einem Haus  gegründet wird, darf dieses nicht abgerissen werden, denn dort würden Elfen leben, die dem Unternehmen Glück bringen. Wenn man es abreißt, würden die Elfen weiterziehen und das Glück würde das Gestüt verlassen. „An Silvester beleuchten wir den ganzen Weg vom Gestüt bis zu diesem Schuppen, mit Kerzen und Laternen, um den Elfen zu danken“, sagt Sinia.

Mein Fazit

Das Reiten war definitiv das Highlight in meinem Urlaub. Immer wenn mein Pferd  in den Tölt oder Galopp gefallen ist, trieb es mir ein breites Grinsen aufs Gesicht. Vielleicht lag das auch an der atemberaubenden Landschaft.

Noch ein paar generelle Tipps für jeden, der die Insel besuchen möchte:

  1. Vergesst eure Mütze nicht. Egal ob Sommer oder Winter, der eisige Wind hat’s ganz schön in sich.
  2. Wenn es geht, zieht über euren Reiserucksack/Koffer eine wasserdichte Abdeckung. Wenn euer Gepäck nach dem Flug noch draußen auf dem Flugplatz steht, wird es bei isländischem Regen schnell durchweicht.
  3. Als Unterkunft in Reykjavik kann ich das Kex Hostel empfehlen, ein „etwas“ preisgünstigeres Hostle, was in einer ehemaligen Keksfabrik liegt, im Zentrum der Hauptstadt. Das Frühstück dort ist der Hammer.
  4. Bei der Kleidung solltet ihr euch auf alles gefasst machen. Ein leichtes großes Regencape, welches idealerweise sogar über dem Rucksack getragen werden kann, ist ein Muss. Sonnenbrille sollte auch mit.
  5. Wenn man an einem Samstag Zeit in Reykjavik hat, sollte man den Flohmarkt Kolapordit besuchen. Direkt gegenüber vom Hafen ist dieser in einer großen Halle. Hier gibt es auch die begehrten Island-Pullis etwas „billiger“. Dennoch, für diese Kleidungsstücke muss man ein bisschen was springen lassen, im Schnitt kosten sie um die 140 bis 190 Euro.

Warum Island für mich das Land der Regenbögen ist? Das Wetter ändert sich minütlich, was oft dazu führt, dass ein Regenbogen entsteht. Noch nie habe ich so häufig hintereinander Regenbögen gesehen als hier.

Freya Adameck

Liebt Yoga, Schwarztee, Reisen, Katzen, Kunst, Philosophie, Ausschlafen, die Farbe Blau, Feigen, Popcorn, Kernseife, Kuschelsocken und vieles mehr. Hasst Mathe, Spinat, die Farbe Pink, Bier, Schlagermusik und beim Gehen zu trinken.

Schreibe einen Kommentar