Nordisch leben

Treibende Bässe bei der Technoklatsche

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Eine blechende Bassdrum dröhnt aus den Boxen. „Wum – Wum – Wum – Wum“, treibt sie stur im Viervierteltakt voran. Es ist dunkel, eine Nebelmaschine sorgt dafür, dass sogar noch weniger zu sehen ist. Unterbrochen wird das Dickicht nur von bunten Farbblitzen aus den Scheinwerfern. Leute tanzen um einen herum – einige wie in Trance, andere in verzückter Ekstase. Im Mittelpunkt dieses Schauspiels stehen die Discjockeys, die auf einer Empore an den Plattentellern den Rhythmus mit synthetischen Beats vorgeben, nach dem sich die versammelte Hörerschaft bewegt. Willkommen bei der Technoklatsche.

Freude am Veranstalten: Johannes Bender

Außenstehende mögen sich fragen, in was für einer Parallelwelt sie hier gelandet sind. Für Johannes Bender bedeutet es, am richtigen Ort angekommen zu sein. Gemeinsam mit Stefan Holtz (32) hat der 31-Jährige die Eventreihe „Technoklatsche“ aufgebaut. Damit wollen sie einem breiten Publikum die Elektronische Musik näherbringen.

Angefangen hat alles im eigenen Wohnzimmer. Weil die zwei Freunde Musik nach ihrem eigenen Geschmack feiern wollten, begannen sie, in Benders Wohnung in der Oldenburger Innenstadt WG-Partys zu veranstalten. Inzwischen kommen Hunderte Menschen, wenn das Duo in Clubs wie Umbaubar, Metro und Polyester einlädt – oder sogar nach Portugal.
Rund 40 Partys haben Bender und Holtz inzwischen organisiert. Etwa einmal im Monat kommt eine weitere dazu. „Für uns ist das ein Lebensgefühl. Wir verstehen uns als Kulturschaffende, die Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit geben, sich auf einer größeren Bühne zu präsentieren“, sagt Bender, der bei der Technoklatsche die Strippen zieht. Leben können die Freunde davon nicht. Es gehe darum, Plätze zu bieten, die sonst im öffentlichen Raum oft fehlen würden.

Tanzen bis zum Morgen

Wenn wieder ein Veranstaltungstag gekommen ist, geht es für das Duo früh los. „Wir haben einen ordentlichen Fuhrpark an eigener Technik, die wir in den Laden bringen müssen“, erklärt Bender. Dazu zählen Musik- und Lichtanlage, Seifenblasen- und Nebelmaschine sowie Dekoration. Dann wird der Club entsprechend der Anforderungen umgestellt. „Eigentlich bleibt nichts da stehen, wo es vorher war“, meint Bender. Fenster werden abgedunkelt, damit die Gäste ohne Ablenkungen in die Welt der Musik eintauchen können.

Buntes Treibenlassen hinter der Lambertikirche: Während des Kultursommers gab es die Technoklatsche im vergangenen Jahr erstmals draußen.

Wenn der Laden vorbereitet ist, geht es direkt weiter: Die DJs werden in Empfang genommen, teilweise übernachten sie bei Bender, der dann seine Lasagne vorbereitet. Alles übernehmen die Beiden in Eigenregie, Unterstützung kommt von Freunden. „Einer kümmert sich am Abend um die Lichttechnik, einer um die Kasse, einer um die DJs und das Publikum“, berichtet Holtz. Erst in den Morgenstunden sind solche Partys vorbei – dann steht für die erschöpften und durchgeschwitzten Veranstalter noch der Abbau an. Trotzdem komme der Spaß nicht zu kurz.

Jede Technoklatsche hat eigenes Konzept

An jedem Ort, an dem die „Technoklatsche“ ihren Platz findet, wird ein eigenes Konzept entwickelt. „Im Polyester haben wir viel experimentiert und auch Live-Acts eingebaut. Bei einer Wochenendveranstaltung wurde die Metro komplett auf den Kopf gestellt. Beim Kultursommer wiederum wollten wir der breiten Masse zeigen, was die DJs draufhaben, die bei uns spielen“, erklärt Bender.

Dabei legen die beiden Veranstalter großen Wert auf Vielfalt. „Wir wollen mit allen Menschen gemeinsam gute Musik feiern. Nur Intoleranz tolerieren auch wir nicht“, sagt Holtz. Gute Musik bedeutet für die drei Freunde der Techno der „alten Schule“, wie er in Detroit und Berlin entstanden ist. „Uns war von Anfang an klar, dass wir den Leuten Techno um die Ohren klatschen wollen – daher kommt auch der Name“, erklärt Bender.

Große Gemeinschaft

Was die zwei Freunde an der Technoszene fasziniert, ist die Friedfertigkeit. „Auf unseren und fremden Partys gibt es eigentlich nie Stress. Es fühlt sich an wie eine große Gemeinschaft“, sagt Bender. Dazu gehört auch, dass die Oldenburger DJ-Szene die entscheidende Rolle spielt. „Wir wollen lokale Acts pushen. Unser Antrieb ist, die Leute zu fördern und ihnen viele Auftrittsmöglichkeiten zu verschaffen“, so Bender.

Darüber hinaus sind immer auch national bekannte Namen auf den Flyern der Technoklatsche zu finden: Felidae, Mario Urien, Mila Stern, Diana May. Sogar in Portugal ist die Veranstaltung seit diesem Jahr regelmäßig zu Gast. Mit den eigenen DJs werden in der Nähe des Hippieparadieses in Arrifana Partys gefeiert. „Unser Sound kommt auch beim internationalen Publikum an“, sagt Bender. „Wum – Wum – Wum – Wum“ funktioniert eben in jeder Sprache.

Jubiläumsfeier der TEchnoklatsche

Gemeinsam mit einem Freund veranstaltet Johannes Bender die Eventreihe „Technoklatsche“. Der 31-Jährige ist in Varel aufgewachsen und lebt seit 2008 in Oldenburg.
Fast genau zwei Jahre nach der ersten Party in der Umbaubar (Stau 25–27) findet dort am Freitag, 14. Dezember, eine Jubiläumsfeier statt. Ab 22 Uhr spielen 16 DJs auf zwei Stockwerken.

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