Viele haben eine Vorliebe für alte Spielekonsolen wie den Gameboy, viele haben eine Vorliebe für elektronische Musik. Was passiert, wenn man beides miteinander kombiniert, zeigt Vault Kid, der auf den Teilnehmerlisten der Informatikvorlesungen an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg als Keno Rott zu finden ist. Der 20-jährige Leeraner, der in Oldenburg studiert, macht Musik – auf einem Gameboy. Im neuen Carpool-Karaoke Video von Sach an! zeigt Vault Kid, was man alles so an Musik aus einem Gameboy herausholen kann.
Be kind, rewind! Bevor man verstehen kann, was der Ostfriese mit japanischen Wurzeln da macht, sollte man sich zuvor mit einem kleinen Ohrwurm infizieren. Bitteschön:
So, alle Blöcke im Kopf neu geordnet? Dann kann es ja losgehen.
Vault Kid macht Chiptune
Vault Kid hat seine musikalische Karriere recht klassich begonnen. „Ich spiele schon lange Klavier und Geige“, erzählt er, bevor er bei Emily ins E-Auto steigt und zum Sach an!-Carpool-Karaoke losdüst. „Am PC habe ich dann angefangen, elektronische Musik zu komponieren.“ Weil Vault Kid eine eine Beschäftigung für die Zugfahrt von Leer nach Oldenburg brauchte, kam er irgendwann auf den Gameboy und stellte fest: Das Ding ist nicht nur wunderbar transportabel, sondern auch „eine kleine Musikbox.“
Diese Musikrichtung, die sich aus heutiger Sicht relativ primitiven Soundchips/Tongeneratoren bedient, nennt sich Chiptune. Die Ursprünge reichen bis in die 1950er Jahre zurück, in den Mainstream schafften es Chiptunes oder 8-bit-Musik aber in Ansätzen erst in den 1980er Jahren. Es war nicht ungewöhnlich für diese Zeit, dass Bands verschiedener Genres Versatzstücke aus Arcade-Melodien in ihre Lieder einbauten.
Ähnliches passierte in den 2000er Jahren, als Bands wie The Killers (On Top) 8-bit-Samples in ihre Lieder einbauten und dann wieder am Ende der ersten Dekade des neuen Jahrtausends. Bekanntes Beispiel ist Ke$has „TiK ToK“.
LittleSoundDJ – Kompositionen für den Gameboy
Ungefähr zu dieser Zeit wurde auch die Software „LittleSoundDJ“ für den Gameboy veröffentlicht. Eine Software, die auch Vault Kid benutzt, beispielsweise in „Trainjam“.
Ein Gameboy kann immer nur vier Töne gleichzeitig spielen, daher werden gerne mehrere der alten Handheld-Konsolen über ein Mischpult zusammengeschlossen. Komponiert wird über Zahlenreihen und Taktangaben auf dem kleinen Display des Gameboys. Die Ergebnisse lädt Vault Kid bei Soundcloud hoch, aber auch bei Facebook und Instagram ist der junge Musiker zu finden.
Festival für Konsolenmusik
Vault Kid, der sich auch schon im Hip-Hop-Bereich versucht hat, kann im 8-bit-Bereich schon auf erste Erfolge zurückblicken. Ein erstes Album („Into the Vault“) ist veröffentlicht und hat schon einige Live-Auftritte absolviert. Ja, Live-Auftritte! Es gibt Partys, auf denen „Chiptuner“ wie DJs auftreten und beispielsweise in Dänemark sogar ein Festival für die Konsolenmusikszene. Auch auf der Gamescom gibt es regelmäßig entsprechende Musik-Events.
Die 8-bit-Musik passt sich gut in die Retrowelle ein, die Teile der Computerspiele-Industrie in den vergangenen Jahren erfasst hat. Und die Liebe zu Videospielen lässt auch Vault Kid, dessen Name nicht umsonst an Fallout erinnert, nicht los. Sein Traum: den Sound für ein Videospiel komponieren.