Jahresanfang, Zeit der guten Vorsätze. Viele wollen mit dem Laufen anfangen, ihnen fehlt aber die Motivation. Tracking-Apps wie „Strava“ können dabei helfen. Ich bin zwar leidenschaftlicher Läufer, auch auch mir hilft die App mitunter weiter.
Letztens war ich in Essen. Da kenne ich mich natürlich nicht aus. Da stellt man sich als Läufer die Frage: Wo kann ich denn mal trainieren gehen? Zumal meine Unterkunft sehr zentral in der beton- und asphaltlastigsten Innenstadt lag, die ich seit langem gesehen habe. Und Ampeln allüberall. Da vergeht selbst einem hartgesottenen Outdoor-Sportler schnell mal die Lust auf das Rausgehen. Motivationsstufe: Rot.
Also habe ich das gemacht, was ich seit zwei Jahren in solchen Situationen immer mache: Ich schaue, wo in meinem Umkreis Strava-Segmente liegen.

Strava ist eine Tracking-App, die deine Laufaktivitäten aufzeichnen kann. (Sie kann auch Radfahren, Schwimmen, Rudern und so weiter, aber hier geht es erstmal nur ums Laufen.) Und bei vielen Sportlern ist Strava enorm beliebt. Nicht umsonst gibt es inzwischen Shirts, auf denen der Slogan „If I collapse, can someone pause my Strava?“ steht. Strava hat dabei gar keine eigene Hardware. Ich habe also eine Garmin-Uhr, die meine Läufe aufzeichnet. Anschließend lade ich die Daten auf die Garmin-App auf mein Handy. Und diese sendet sie automatisch weiter an meine Strava-App. (Kann man so einstellen.)
Die Strava-App ist irgendwie freundlicher aufgebaut, man postet seine Aktivitäten ähnlich wie bei Facebook, kann seine Timeline durchscrollen und die Läufe seiner Freunde kommentieren, oder ihnen „Kudos“ geben – quasi ein Like. Und: Du kannst eben bestimmte Segmente suchen, die auch oft in grüneren Umgebungen zu finden sind, als in der City. Und da springt auch die Motivationsampel schnell wieder auf grün.
Von KOMs, QOMs und CRs
Die Segmente sind wohl auch der Hauptgrund, weshalb Strava so bekannt geworden ist. Das sind Streckenabschnitte aller möglichen Längen (das geht von 100 Meter bis mehrere Kilometer, auch ganze 10-Kilometer-Rennen sind als Segment zu finden), in denen es darum geht, Bestzeiten zu erzielen. Warst du der schnellste, hast du den CR: den Course Record. Beim Radfahren heißt das KOM, King of the Mountain (ja, auch hier oben im platten Nordwesten heißt das so). Für Frauen gibt es inzwischen eine Extra-Wertung, da heißt der Titel entsprechend QOM – Queen of the Mountain.
Der oder die schnellste zu werden, ist dabei gar nicht so einfach, muss aber ja auch gar nicht sein. Du kannst ja auch das Duell mit deinen Freunden und Bekannten aufnehmen und sie übertrumpfen (oder es zumindest versuchen). Oder du versuchst einfach, besser du sein als dein früheres ich (#beatyesterday).
„Kudos“ motivieren bei Strava
Genau so hat es auch bei Malte Kleen angefangen, einem Läufer aus Oldenburg. „Ich messe mich sehr gerne mit anderen, deswegen liebe ich die Funktion der Segmente. Ich nutze Strava seit Juni 2016, nachdem ich durch Florian Neuschwander – einem Ultraläufer – darauf aufmerksam geworden bin. Strava ist ein soziales Netzwerk für Sportler. Man kann seine Läufe, Radfahrten und anderen sportlichen Aktivitäten bei Strava einstellen und beschreiben. Andere können einem dafür ‚Kudos‘ geben – die Likes bei Strava. Sowas motiviert ungemein“, sagt der leidenschaftliche Läufer, der aktuell schon zum zweiten Mal beim „Januar Running Streak“ der Runners World mitmacht. Das bedeutet: An jedem Tag im Januar mindestens eine Meile – also 1,6 km – zu laufen und bei Strava hochzuladen.

„Mein erster Lauf war dann natürlich sofort die Segmentjagd. Ich habe mir ein Segment auserkoren – damals noch in Lüneburg – und bin prompt auf Platz 3 gelandet“, freut sich Kleen: „Mittlerweile bin ich zwar fünfter und müsste mal wieder Urlaub in Lüneburg machen, um da wieder aufzusteigen. Aber genau das ist für mich das Schöne daran. Man kann immer und überall Segmente finden. Selbst in Spanien, ich bin gerade auf dem Weg in den Urlaub dorthin, kann ich Segmente sammeln.“
Rennen wie ein Wilder
Ähnlich sieht das Manfred Siebert-Diering, ein erfahrener Langstreckenläufer aus Oldenburg. „Bei mir war die Grundidee, dass ich in einer Marathon-Vorbereitungsgruppe für Hamburg war, und wir so unsere Trainingserfolge und -ergebnisse miteinander teilen konnten. Das hat tierisch Spaß gemacht, da konnte man sehen, was der andere gemacht hat, sowohl die Fortschritte, als auch, wo derjenige unterwegs war“, berichtet Siebert-Diering, der 2018 einen zweitägigen Alpen-Ultralauf absolviert hat und dafür einen Trainingsmarathon am Utkiek zurückgelegt hat, Oldenburgs höchster Erhebung.

„Das hat mir von Anfang an Spaß gemacht, obwohl ich am Anfang immer ein wenig Druck hatte, weil man irgendwie immer unter Beobachtung und unter Kontrolle war. Aber inzwischen haben sich diese Bedenken völlig gelegt“, erzählt der Oldenburger weiter. Die Segmente hatte Siebert-Diering erst „gar nicht so auf dem Schirm“, findet sie inzwischen aber auch klasse: „Besonders spannend ist dabei sind diese virtuellen Rennen, die man dann gegeneinander macht. Man sucht sich ein Segment raus, rennt das dann wie ein Wilder und versucht die Bestzeit zu schlagen, und wenn man nach Hause kommt, gehe ich als erstes an den Rechner, schließe die Uhr an und gucke, wo ich mich platziert habe.“
Zurück nach Essen: Das Segment, von dem ich im Screenshot oben schreibe, habe ich mir dann noch geholt. Genauso wie das auf der Runde im Eversten Holz in Oldenburg – sehr zum Ärger von Malte Kleen, der dort vor mir der Schnellste war. Er hat aber bereits angekündigt, sich den CR wiederholen zu wollen. Das soll er gerne machen – dann hol ‚ich ihn mir wieder zurück!
Aufruf zur Challenge
Einige CRs, die ich mal hatte, habe ich inzwischen auch wieder verloren. Die Konkurrenz ist in Oldenburg inzwischen gar nicht mal so klein, die Segmente-Jäger werden immer mehr. Man kann übrigens auch selbst Segmente erstellen, zum Beispiel auf seiner eigenen Hausrunde. Auf diesen lässt sich dann sehr schnell erstmal die Bestzeit laufen ;-).
Also, wenn ihr auf bestimmten ein offenes Battle austragen wollt – schreibt’s mir, oder in die Kommentare! Ansonsten viel Freude beim Laufen und „Rennen wie die Wilden“!