Arschbomben-Contest, Klettern, Gin und ein tättowierter Lörres in der Sauna – und das alles direkt in, über oder auf der Ostsee. Dazu grandiose Auftritte der Antilopengang und vom Team Rhythmusgymnastik, Hüpfburg, Bällebad und Völkerball. Das alles und noch viel mehr habe ich auf dem Pangea-Festival erlebt. Ein picke-packe-voller Erlebnisbericht über ein unvergessliches Wochenende.
Vorweg: Jedes Festival hat ja so seinen Spruch, der irgendwie originär entsteht, sich durch das ganze Wochenende zieht und mehr oder weniger in Fleisch und Blut übergeht. Das kann ein Lied sein, oder ein Trinkspruch, oder was ganz anderes. Klassiker sind „Helga“ oder „Deine Mudder“ oder „Spiel denselben Song nochmal“. Für mich war es letztes Wochenende: „Für den Kaiser!“
Das Pangea versprach von vornherein ein königliches Festival zu werden. Es bot nicht nur Musik, sondern auch Spiel und Sport noch und nöcher, und das an der Ostsee. Genau mein Ding! Und letztlich bot das Festival derart viele Highlights, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll zu erzählen.
Kapitel 1: Der Sauna erster Gang auf dem Pangea-Festival
Nach der Ankunft, dem Zeltaufbauen und einer kleinen Stärkung am heißen ersten Tag zogen Malte und ich die Badeshorts an und gen Strand, das Gelände und vor allem die Wasserwelt erkunden. Der Weg zog sich – denn ständig blieben wir stehen und schauten Wakeboardern, Skateboardfahrer und BMX-Jumpern staunend zu. Auch die Skimboard-Anlage schauten wir uns an. Zu gern hätten wir direkt alles ausprobiert. Aber erstmal ins Meer. Die Sonne schien, gute 25 Grad.

Wir springen auf das Holzfloß und ziehen uns an einem gut 50 Meter langen Seil in Richtung des großen Holz-Pontons, das im Wasser schwimmt. Das große bunte Luftkissen, das Menschen in die Luft katapultiert, und die Kletterwand sind leider schon geschlossen, aber die Liane, die Rutsche und den Sprung aus drei Metern Höhe probieren wir aus. Immer wieder geht’s ins kühle Nass. Der kleine Junge in uns geht voll mit uns durch. Wow! Zum Glück sind wir aber ja in echt doch schon groß, deshalb nehmen wir den zwei Vertrieblern mit dem besten Arbeitsplatz an diesem Wochenende gerne einen „Frozen Cocktail“ ab – eine Art Wassereis mit Schnaps drin. Malte nimmt „Moscow Mule“, ich „Whisky Sour“.
Und dann steht da noch das kleine Häuschen mit dieser typischen Tür. „Da ist nicht wirklich eine Sauna drin, oder?“, frage ich den jungen Mann, der uns entgegentritt. Und ob. Es ist eine Sauna. Das Thermometer zeigt 70 Grad. „Tür zu, wird kalt hier“, ruft einer. Wir sitzen aufgereiht und schwitzen. Einer in oranger Shorts versucht sich in Aufguss und Entertainment. „Joa, nun sitzen wir hier, machen können wir ja nicht viel. Kann einer ’n Witz?“ Einer meldet sich zaghaft. „Der ist aber böse“, warnt er, muss ihn dann aber erzählen. * (Der Witz ist wirklich böse, deshalb steht er gaaaanz unten. Lies ihn lieber nicht.)

Nach 15 Minuten machen wir zwei Schritte aus der Sauna raus: den ersten auf den Steg, den zweiten geradewegs ins Meer. Anschließend rutschen wir noch ein paarmal die „Slip’n’Slide“ runter, eine anfangs steile Rutschbahn, die nach einem langen Flachstück ins Meer führt – wenn man genug Schwung geholt hat. Und zum Abschluss geht’s ins Bällebad. An Tag zwei batteln wie uns auf dem Hüpfburg-Parcours und spielen stundenland Völkerball, an Tag drei nehmen wir die Kletterwand in Angriff. Ganz nach dem Pangea-Motto: Never stop playing.
Kapitel 2: Abendbrot vor’m Palast nebenan
Der Campingplatz füllt sich, mit jedem Weg zum und vom Festgelände müssen wir einen anderen, weiteren Weg nehmen. Weil wir nur zu zweit sind, sind wir sehr froh über unsere überragenden Nachbarn. Wir setzen uns zum Abendbrot zusammen vor ihr riesiges Zelt, tauschen Erlebnisse, Pläne für die kommenden Tage und den Witz aus der Sauna* aus und philosophieren (es sind Philosophiestudenten) über Wissenschaft und die Welt – und Trinksprüche. „So jung kommen wir nicht mehr zusammen“, meint Hannes vor dem ersten „Prost“ des Abends, fügt aber dann noch einen Spruch hinzu, der sich dann durch das Wochenende zog – unter anderem, weil ich ihn so königlich fand. Ihr habt’s erraten: „Für den Kaiser!“

Unsere Nachbarn auf der anderen Seite trinken nicht mit. Dort handelt es sich nämlich tatsächlich um Kinder, die das Teeanager-Alter noch nicht ganz erreicht haben, mit ihrer Mutter. Das Pangea ist durchaus auch ein Familien-Festival – zumindest tagsüber.
Kapitel 3: Ein ganz bisschen Mainstream, ein bisschen mehr Fusion-Feeling und ganz viel Rhythmusgymnastik
Dann geht’s zum Tobeplatz – aber nur für die äußerlich schon erwachsenen Kinder. Der Tobeplatz ist die „Main Stage“, auf der am Donnerstagabend die Antilopengang den Musik-Fans ordentlich einheizt. Bei ihrem Hit „Fick die Uni“ durchleben vor allem die Studierenden im Publikum noch einmal ihre rebellische Jugendphase und toben sich mal so richtig aus.

Am Freitag darf Bosse das Pangea auf der Hauptbühne bespaßen, im Anschluss macht das Kölner DJ-Ensemble „Team Rhythmusgymnastik“ seinem Namen alle Ehre. Daneben gibt es auf dem Pangea noch einige Hiphop-Acts (u. a. Afrob und Fatoni) und ganz viel Elektronisches. Das musikalische Programm beginnt erst um 19.30 Uhr. Die 3000-Grad-Bühne wird aber schon ab mittags für diejenigen mit Elektro-Sound bespielt, die schon nach dem Aufstehen wieder das Tanzbein schwingen wollen. In der Räuberhöhle und der Station Endlos wummern die Beats und flackern die Lichter bis sieben Uhr morgens. Erst dann verstummen die Beats auch auf dem bei 5000 Festival-Besuchern überschaubaren Campingplatz.
Der Weg zur Station Endlos ist der weiteste, aber auch der schönste. Es geht durch einen Tunnel aus mit Schwarzlicht angestrahlten weißen Fäden. Die Bühne selbst ist mitsamt großer Tanzfläche umrundet von einem Holzkreis, in den eine Bar eingelassen ist und den man außen über eine Treppe auch besteigen kann – Logenplätze quasi.

Ebenfalls tolle Deko gibt es im „Zirkus zum starken August“, an dessen Zeltdecke ein Nachthimmel prang, sowie „Am Wäldchen“, einer in Bäumen recht versteckten kleinen Bühne. Die Räuberhöhle erinnert dagegen vielmehr an einen Flugzeughangar – zum einen, weil es wohl tatsächlich mal einer war, zum anderen, weil die Lautstärke und die dröhnenden Vibrationen denen eines Düsenjet-Motors gleichkommen. Wenn ich eigentlich schon müde war, wurde ich hier immer wieder wach.
Kapitel 4: Der Sauna tieferer Gin
„Moin, ich bin Saunameister Sven“, sagt der nackte Typ mit dem Vollbart und dem tättowierten Lörres: „Kannst du kurz aufpassen, dass ich wieder auftauche? Danke.“ Sven springt in die Ostsee – und taucht kurz darauf wieder auf. Er stehe schon seit knapp zwei Stunden in der Sauna, und weil er noch eine Stunde müsse, müsse er sich eben abkühlen. Kurz darauf öffnet er die Saunatür, scheucht alle Schwitzenden raus und alle Wartenden rein. Diesmal sind es nur 50 Grad. Es liegen Melonenreste und Shot-Gläser aus Plastik herum – und Blätter einer Pflanze, die ich nicht zuordnen kann.

„Jungs, ich habe keine Ahnung was ich hier tue – ich probier einfach was aus.“ Vertrauenerweckende ehrliche Haut, dieser Saunameister Sven. Er gibt uns Honiglotion zum Einreiben, das sei gut für die Haut. Dann kippt er einige Pfefferminzpastillen in den Ofen. Es dauert einige lange Sekunden, dann beißt die Luft derart in meine Augen, dass ich Angst habe, nachhaltige Schäden davonzutragen. Rotz läuft mir aus Mund und Nase. Wir flüchten aus der Sauna. „Poah, sorry Jungs, das wusst ich nicht“, entschuldigt sich Sven, während er versucht, mit einem Handtuch die Luft aus der Sauna zu kriegen.
Das Thermometer zeigt 50 Grad, als wir kurz darauf wieder in der Sauna sitzen. Doch mit ist unfassbar kalt, vor allem auf der Haut. Vielleicht haben Pfefferminz und Honiglotion eine stark kühlende Wirkung… Erst, als Sven nach einem Maracuja-Aufguss mit einem riesigen Fächer warme Luft in unsere Richtung wedelt, umhüllt mich eine wundervolle Wärme. Komplettiert wird das Wärmegefühl durch den Gin, den er ausschenkt. Für den Kaiser!
Dann erzählt er uns seine Geschichte, wie er Saunameister Sven wurde. Die werde ich jetzt hier nicht preisgeben, die MUSS man live erlebt haben. Nur soviel: Im Verlauf setzt sich der nackte Saunameister auf meinen Schoß. Zweimal.
Und: Saunameister Sven heißt eigentlich gar nicht Sven. Aber: Er heißt mit Nachnamen Kaiser. Welch ein königlicher Zufall!
Kapitel 5: Seifenblasen-Flashmob und des Kaisers letzter Sprung

Letzter Tag. Wir besuchen den Vortrag von Rüdiger Nehberg (ein absolut fantastischer und faszinierender Typ!) und den Seifenblasen-Flashmob am Strand. Ja, ihr habt richtig gelesen. Geil-o-mat.
Ein Mann mit Klemmbrett sucht Teilnehmer für den Arschbomben-Contest. Wir melden uns an, wir sind ja schließlich nicht zum Zögern hier.
Ich hatte ehrlich gesagt ein bisschen Respekt, aus drei Metern künstlerisch wertvoll ins Wasser zu springen, aber egal. Der erste springt souverän kopfüber ins Meer, einer der folgenden macht einen Rückwärts-Salto. Mit den beiden sehe ich meine Chancen auf eine gute Platzierung bereits baden gehen. Malte macht als ebenfalls unerfahrener Arschbomben-Wettkämpfer das einzig richtige: Er heizt die Zuschauer an, steigt noch auf das Geländer und springt von da runter. Er wird Dritter und gewinnt einen Kasten Bier. (Es ist übrigens ein ganz komisches Gefühl, gegen Ende eines Festivals mit einem vollen Kasten Bier vom Festival-Gelände RUNTER zu gehen…)
Als ich dran bin, ist mir nichts Spannendes eingefallen. Also versuche ich, eine 08/15-Arschbombe einigermaßen sauber ins Wasser zu kriegen. Ich rufe innerlich „Für den Kaiser“ und springe ab – von meiner B-Note kann sich der Kaiser aber wohl mal so gar nichts kaufen.

Egal, dabei sein ist alles. Und ich bin froh, bei diesem kaiserlichen Pangea-Festival dabei gewesen zu sein.
*Hier eine kurze Version des Witzes, die ich im Internet gefunden habe. Der Herr in der Sauna hat den Dialog noch deutlich ausgeschmückt^^
Treffen sich zwei Zugführer. Sagt der eine zum anderen: „Du wirst es nicht glauben, aber heute lag eine wunderschöne Frau auf den Gleisen!“ Fragt darauf der andere: „Was hast du denn gemacht?“ – „Na den Zug angehalten, dann bin ich zu ihr und habe es ihr mal so richtig besorgt.“ – „Und hat sie dir auch einen geblasen?“ – „Nee, den Kopf habe ich nicht mehr gefunden.“
1 Comment
Ein Bericht, der das Pangea Festival mehr als gut getroffen und beschrieben hat. Ein Muss für jeden Festivalgänger, der einmal etwas Besonderes erleben will.
Natürlich aber vielen Dank an Mathias für meine Erwähnung und ebenso passende Beschreibung! Ich hoffe wir sehen uns in diesem Jahr in der Sauna wieder 🙂
Dampfende Grüße,
der Saunameister Sven