Auch bevor Halloween zum beliebten Feiertag wurde, hat man sich im Oldenburger Land gegruselt. Geister, der Teufel und Mörder haben die Menschen im Oldenburger Land früher in Angst und Schrecken versetzt. Seht selbst, welche Sagen, Legenden und wahren Begebenheiten die Klarnordisch-Redaktion im Oldenburger Land ausgraben konnte.
Der Teufelsfuß an der Kirche
In Ganderkesee soll dereinst der Teufel umgegangen sein. Es ist schon einige Hundert Jahre her, die Kirche im Ortskern, dort wo sich jetzt die Mauern von St. Cyrpian und Cornelius erheben, wurde gerade erbaut. Die Menschen schafften eifrig Steine herbei, die Arbeit war mühsam, jede helfende Hand war gern gesehen.
Ein Händepaar kam eines Tages vorbei und fragte, mit dem Pferdehufe scharrend, was denn hier gebaut werde. Die Handwerker gaben dem Teufel lachend die Antwort: „Ein Wirtshaus!“ Das war natürlich ganz im Sinne des Beelzebubs und er packte kräftig mit an. Ob er dabei seine Hemdsärmel hochkrempelte ist nicht überliefert, jedoch, dass der Teufel ein gar fleißiger Handwerksgesell war. Eifrig soll er einen schweren Findling nach dem anderen herbeigeschafft haben.
Und so fügten sich Steine schließlich zu Mauern. Und eines Tages, als der Teufel wieder mit einem Stein aus der Heide kam, bemerkte er, dass man ihn betrogen hatte. Während seiner Abwesenheit hatten die Menschen die Kanzel in die Kirche gebracht. Die Handwerker lachten über ihren gelungenen Scherz und dem Teufel ins Gesicht. Empört und voller Wut schlug Satan mit Huf und Schweif gegen die Mauern, die jedoch seiner höllischen Wut standhielten. Die Kanzel hatte das Gotteshaus immun gegen die dämonischen Kräfte des Höllenfürsten gemacht. Geblieben ist aber ein Abdruck des Pferdefußes und viele Riemen durch die Hiebe mit dem Schwanz im Mauerwerk – beide sind bis heute sichtbar. Ganz im Gegensatz zum Teufel, den man seitdem angeblich nie wieder in Ganderkesee gesehen hat.
Daniel Webster hätte an den Ganderkeseer Handwerkern wohl seine wahre Freude gehabt. Mehr zum Teufel in Ganderkesee und zu St. Cyprian und Cornelius gibt es bei der Gemeinde Ganderkesee.
Meer als Teufelswerk
Auch die Entstehung des Bad Zwischenahner Meers ist Teil einer gruseligen Geschichte. Der Sage nach nahm alles seinen Lauf, nachdem in Oldenburg die erste Kirche gebaut wurde. Der Teufel wollte sie vor Wut zerstören. Somit riss er nachts in Bad Zwischenahn ein Stück Wald aus dem Boden und wollte ihn auf die Stadt Oldenburg werfen. Drei Hähne brachten ihn jedoch aus dem Konzept, sodass er einen Teil des Waldes dort fallen ließ, wo heute der kleine Wildenloh ist. Den übrigen Wald warf er in das Moor, wo heute der große Wildenloh ist. Das Zwischenahner Meer ist daraufhin an der Stelle entstanden, wo der Teufel den Wald aus dem Boden riss.
Die Geschichte stammt aus Erzählungen und von der Website der Gemeinde Bad Zwischenahn.
Der Mordstein von Golzwarden

Vor fast 400 Jahren ereignete sich in Golzwarderwurp im heutigen Landkreis Wesermarsch ein Mord. Zwar sagt man sich nicht nach, dass das Opfer bis heute in der Marsch umherspukt, doch schrecklich ist die Geschichte allemal.
Um 1637 lebten drei Brüder auf einem Hof in Golzwarden. Sie beschäftigten eine Haushälterin: Anna Rüdebusch. Die junge Anna wurde schwanger und brachte ein Kind zur Welt. Doch das Mutterglück, welches offensichtlich keines war, währte nicht lange. Kurz nach der Geburt wurde das Kind umgebracht – von Anna Rüdebusch. Die Kindsmörderin wurde verhaftet und eingesperrt.
Heimlich befreiten die Brüder Anna kurz darauf aus dem Gefängnis. Doch noch in der gleichen Nacht wurde Anna Rüdebusch von den drei Brüdern umgebracht. Mit diesem Mord, so nimmt man heute an, wollten die Brüder dafür sorgen, dass niemand herausfindet, dass sie schon an der Ermordung des Kindes beteiligt waren. Erst 14 Jahre später wurde das Verbrechen an Anna Rüdebusch aufgedeckt. Daraufhin wurden die drei Brüder gezwungen, den Mordstein zu bauen und ihn für alle sichtbar aufzustellen. Den Nachfahren der Brüder war die Geschichte des Mordsteins vermutlich peinlich, deshalb versenkten sie den Stein heimlich in einem Wassergraben.
Später tauchte er wieder auf und steht jetzt wieder in Golzwarderwurp. die Inschrift ist zum Teil noch zu entziffern:
ANNO 1637 IM FEBRUA / RIO IST ANNA RUDEBUSCH / SONST DIE GROSSE ANNA / GEHEISSEN, NACHDEM / SIE AUS DER HAFT ENT / FUHRET, AUF DIESEM / … ERMORDET WORDE / WELCHE THAT DAN ERST / 14 JAHR HERNACH ALS / ANNO 1651 RECHT AN DEN / TAG KOMMEN VND AN / THEILS DER SCHULDIGEN / BESTRAFFET WORDEN
Mehr zum Mordstein findet man auf der Culture-App der Braker Touristik.
Der Teufel behütet den Schatz
Ähnlich wie in Bad Zwischenahn hatte der Teufel auch ein paar Kilometer weiter in Westerstede seine Finger im Spiel. Ritter sollen vor Jahren am Burgplatz Mansingen einen Schatz zurückgelassen haben. Bisher konnte jedoch niemand den Schatz für sich behaupten, da er sehr schwer zu heben sein soll. Laut der Sage sauste die Kiste immer wieder zurück in die Tiefe, sobald sie von Schatzgräbern ausgegraben wurde. Und warum? Der Schatz wird vom Teufel bewacht. Ob sich der Schatz heute immer noch am Burgplatz Mansingen befindet, kann man wohl nur durch einen Besuch in Westerstede herausfinden.
Die ganze Geschichte gibt es auf der Website der Westersteder Touristik.
Geister im Wildenloh
Beim nächsten Spaziergang im Wildenloh, solltet ihr vorsichtig sein: Denn im Wald spukt es. Zum einen gilt er – wie bereits erwähnt – als Teufelswald, zum anderen sollen drei Gespenster dort ihr Unwesen treiben. Neben einem Oldenburger Bürgermeister und einem Fährmann aus Elsfleth soll auch der Geist eines Kaufmanns aus Oldenburg im Wildenloh herumirren.
Aufgrund eines Betrugs fand der Mann nach seinem Tod im Grab einfach keine Ruhe. Alles fing ein paar Jahre zuvor an: Obwohl er als armer Mann bekannt war, konnte er sich plötzlich die teuersten Dinge leisten. Der Grund: Einer seiner Gesellen soll einen Brief bekommen haben, in dem von einer großen Erbschaft die Rede war, die ihm zustehe. Doch der Geselle selber konnte den Brief nicht lesen und musste sich das Schreiben von seinem Herren vorlesen lassen. Der Herr gab den Inhalt des Briefes jedoch nicht wahrheitsgemäß wieder, sondern erzählte seinem Gesellen von einem Erbe von ein paar Hundert Reichstalern. Mit einer Unterschrift für die Vollmacht konnte sich der Oldenburger das Gold in die Tasche stecken. Nachdem der Herr starb, kam er in einem Grab nicht zur Ruhe. Der Betrug beschäftigte ihn. Somit fing er kurz nach seinem Tod an, die Lebenden heimzusuchen. Er erschreckte nachts seine Frau und trieb im Haus sein Unwesen. Zunächst nur nachts, doch irgendwann auch tagsüber – solange bis die Bewohner es nicht mehr aushielten. Die Oldenburger riefen Paters zu Hilfe. Nachdem die Paters den Geist zum Wildenloh brachten, und ihn dazu verdonnerten, die Heide zu zählen, kehrte in der Stadt wieder Ruhe ein. Doch seitdem spukt es im Wald.
Von den Zeiten, in denen es in Oldenburg noch spukte, erzählt Helmuth Meinken in seinem Buch „Mörder Henker Spökenkram – Oldenburgische Geschichten für starke Nerven“.
Der kopflose Reiter aus Schönemoor
Wenige wissen, dass die Legende von Sleepy Hollow auf deutsche Legenden zurückgeht. Der kopflose Reiter, der Angst und Schrecken verbreitet, gehört vor allem in Westdeutschland fest zu den düsteren Gestalten aus längst vergangener Zeit. Dass es den „Reiter von Schönemoor“ tatsächlich gegeben hat, steht derweil fest. Auf dem Weg zur Kirchentür der St. Katharinenkirche in Schönemoor ist rechter Hand sein Grabstein zu finden.
John Strother Ker war sein Name, er war Schotte und als Major in der Nähe von Schönemoor stationiert, nachdem die französischen Truppen nach der Französischen Revolution die Briten bis zur Nordsee zurückgedrängt hatten. Sein Weg sollte ihn über Bremerhaven wieder nach England bringen, aber John Strother Ker starb im Alter von 37 Jahren am 25. Juni 1795. Der Grund war wahrscheinlich: ein Unfall.
Vielleicht wäre die Geschichte an dieser Stelle vorbei, Ker wurde auf dem Schönemoorer Friedhof beigesetzt und hätte dort bis in alle Ewigkeit ruhen können. Doch seine Familie bestand darauf, dass er exhumiert und in schottischer Erde beigesetzt wird. Ein Unding, die Dorfbevölkerung des kleinen Fleckens protestierte. Zu groß war die Angst, dass es Unglück bringe, wenn man die Totenruhe stört. Doch es half nichts, Hohn Strother Ker trat nun doch die Heimreise nach England an – und das Schiff sank in einem Sturm auf der Nordsee.
Das erzählt man sich zumindest. Genauso, wie man John Strother Ker nach dieser gescheiterten Überfahrt erneut in Schönemoor gesehen haben will: An nebligen Herbsttagen soll man ihn hören können, wie er rund um die St. Katharinenkirche auf seinem Ross unterwegs ist. Insbesondere im Rosengarten neben der ehemaligen Dorfschule soll er sich häufig aufhalten. Ob er dabei kopflos ist oder nicht, das können wohl nur die sagen, die diesen „Reiter vom Rosengarten“ des Nächtens selbst gesehen haben.
Ein Bild des Grabsteins gibt es bei der Kirchengemeinde Schönemoor.
Die Hexe von Remels
In Remels soll eine Hexe ihr Unwesen getrieben haben. Bei einem Fest vor einiger Zeit ist ein großer Rabe zwischen Tanzenden herum geflogen. Einige jagten ihn und scheuchten ihn weg. Irgendwann konnte das Tier nicht mehr fliegen und krächzte.
Als die Menschen ihn einholten, stand dort plötzlich an der Stelle des Raben ein Mensch. Es war eine Frau. Sie erkannten das Gesicht einer bekannten Frau aus dem Dorf. Die Tochter der Frau war auch mit einem Tänzer auf dem Fest. Laut der Sage hasste die Frau diesen Tänzer und wollte ihn von ihrer Tochter trennen. Nach dem Vorfall wusste jeder im Dorf, dass sie eine Hexe war, heißt es weiter.
Mehr zur Hexe von Remels auf der Website der Region Ostfriesland.
Jan der Furchtlose
In Altenoythe saßen einer Legende zufolge vor vielen Jahren vier junge Männer beim Bier zusammen. Sie unterhielten sich über allerlei Spuk, Geister und Gespenster. Jan, einer von ihnen, rühmte sich seiner besonderen Furchtlosigkeit nächtlichen Gespenstern gegenüber. Seine Kumpanen wollten ihn auf die Probe stellen und schlossen eine Wette mit ihm ab: Der furchtlose Jan sollte noch in derselben Nacht in das Haus gehen, in dem zwei Tage zuvor ein alter Mann gestorben war. Der Leichnam des Verstorbenen lag nun aufgebahrt in der Diele des Hauses. Als Zeichen seiner Anwesenheit sollte Jan einen Nagel in den Sarg schlagen. Der Furchtlose machte sich also auf den Weg, aber je näher er dem Ziel kam, umso mehr stieg die Angst in ihm auf. Dort angekommen, tastete er sich zitternd durch das dunkle Haus, bis er vor dem Sarg des Toten stand. Mit rasendem Herzen schlug er eilig den Nagel in das Holz des Sarges. Doch als sich der Furchtlose vom Ort des Schreckens wieder abwenden wollte, bemerkte er, dass ihn von hinten jemand festhielt. Seine drei Freunde warteten unterdessen Stunde um Stunde vergeblich auf Jans Rückkehr. Beunruhigt machten sie sich auf die Suche nach ihrem fruchtlosen Freund. Sie fanden ihn leblos neben dem Sarg liegen. Der Saum seines Rockschoßes war am Sarg festgenagelt.
Diese und weitere Sagen und Legenden aus Altenoythe hat der Arbeitskreis Dorfchronik des Heimatvereins Altenoythe für eine voraussichtlich im kommenden Jahr erscheinende Dorfchronik zusammengetragen.
Der Altenoyther Knecht
Ein anderer Jan diente vor langer Zeit in Altenoythe als Knecht. Dieser Jan hatte die Gabe, Vorspuk zu sehen. Das heißt, er konnte Begebenheiten aus der Zukunft im Voraus sehen. Wenn ein Todesfall bevorstand, trieb es den Knecht Jan aus dem Bett auf die Diele, wo er einen Sarg sah. Die Person, die er im Sarg erblickt hatte, starb dann innerhalb eines Jahres. Als er wieder einmal des Nachts aufstand und auf der Diele stand, sah er wohl den Sarg, den Toten aber, der darin lag, erkannte er nicht. „Teuf“, dachte er, „ick will di all werkennen, wenn ick di androape“, nahm ein Messer und schnitt dem Toten ein Büschel Haare ab. Als am nächsten Morgen alle beim Frühstück zusammensaßen, sagte die Großmagd zum Knecht: „Du, Jan, wecke is di dann bi die Hoare wän?“ Der Knecht erschrak: Er selbst war der Tote gewesen, dem er das Haar abgeschnitten hatte. Jan kündigte sofort den Dienst, denn er wusste, dass der im Vorspuk Erschienene in dem Hause sterben müsse, in dem er als Toter im Sarg gesehen worden war. Umgehend verließ der Knecht Altenoythe. Einige Zeit später musste er im Hause seines früheren Herrn in Altenoythe einen Toten ansagen. Man bat ihn, sich einen Augenblick zu setzen. Er tat es nur widerwillig. Plötzlich wurde ihm unwohl. Er sank vom Stuhl und starb.
Auch diese Legende hat uns der Arbeitskreis Dorfchronik des Heimatvereins Altenoythe zur Verfügung gestellt. Entnommen ist die Geschichte dem Buch „Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg“ von Ludwig Strackerjan.
Junker Griese von der Schnappenburg
In Barßel soll vor vielen Jahren auf der Schnappenburg ein Ritter, Junker Griese, gelebt haben. Einer Legende nach durfte der Pfarrer von Barßel die Messe erst beginnen, wenn auch Junker Griese in der Kirche war. Einmal schaffte es der Junker sonntags nicht pünktlich zur Messe, weil er noch auf der Jagd war. Der Pastor aber wollte die anderen Kirchgänger nicht warten lassen und begann ohne den Ritter mit dem Gottesdienst. Als der Junker erschien, war dieser so erbost, dass er den Priester vor dem Altar erschlug. Zur Strafe soll Junker Griese noch heute als schwarzer Hund mit glühenden Augen des Nachts in Barßel umhergehen.
Der Friesoyther Pestschinken

Als die Pest, der im Mittelalter zahllose Menschen in Europa zum Opfer fielen auch Friesoythe erreichte, starben binnen kurzer Zeit ganze Familien in der Stadt. Sämtliche Fürbitten waren vergebens. Einer Legende nach lebte damals im „Schraowen Hus“, das an der Ecke Lange Straße/Bürgermeister-Krose-Straße stand, ein findiger Kerl. Dieser meinte, man müsse der Pest vielleicht nur etwas Besonderes bieten, damit sie anbeiße. Er hängte einen Schinken vor das Schloss seiner Eingangstür. Die Pest soll in Gestalt einer blauen Wolke durch das Schlüsselloch in diesen Schinken gezogen sein. Dieser wurde sofort schwarz und unverweslich. Friesoythe war von nun an von der Pest befreit, der Schinken aber musste der Sage nach im Schraowen Hus bleiben. Würde er einmal weggeholt, käme er in der folgenden Nacht zurück. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts soll er in besagtem Hause aufbewahrt worden sein. Bevor das Haus 1945 zerstört wurde, holte ein Erbe den Pestschinken auf seinen Hof in Schwaneburg. Nach dessen Tod sorgte der Heimatverein Friesoythe dafür, dass der Pestschinken im Rathaus am Stadtpark aufbewahrt wird. Ob es sich dabei wohl tatsächlich um einen mehr als 600 Jahre alten Schinken mit Pestkern handelt?
Mehr zum Friesoyther Pestschinken lest ihr hier.