Boje anvisieren, losschwimmen, drei Kraulzüge später nachkontrollieren – und feststellen, dass die Boje schon wieder halblinks statt geradeaus liegt. So ging es am Sonnabendmorgen nicht nur mir, sondern vielen der 324 Starter beim „Quer-durchs-Meer“- Schwimmen in Bad Zwischenahn. „Die meisten sind statt der 3,2 Kilometer bestimmt 3,4 geschwommen“, sagte Ralf Zimmermann vom Organisationsteam der DLRG, der die Schwimmer im Ziel am Strandcafé begrüßte und die zahlreichen Zuschauer unterhielt. 14 Schwimmer mussten aufgeben und mit dem Schiff „Bad Zwischenahn“ ans Zielufer fahren.
Gut Nass!
Für die Orientierungsschwierigkeiten sorgte vor allem ein kräftiger Wind der Stärke 4, der ordentlich Wellengang auf dem Zwischenahner Meer zur Folge hatte.
Um 7.45 komme ich an der Startunterlagenausgabe an. Ich bekomme eine Schwimmhaube und einen großen Müllsack, um meine Klamotten zu verstauen. Nach einer Einweisung und Begrüßung schickt uns Zimmermann mit einem dreifachen „Gut Nass!“ auf die zwei Schiffe, die uns zum Start in Dreibergen bringen. Die meisten ziehen sich an Bord einen Neoprenanzug an – nur einige Hartgesottene verzichten.
Start für 324 Schwimmer
Nach dem Startschuss von Kurdirektor Dr. Norbert Hemken, der sich danach selbst ins Wasser schwingt, gibt es ein Gedrängel – 324 Leute wollen in die gleiche Richtung. Ich lasse die Schnellen erstmal vor – auf ein paar Sekunden kommt es ja wirklich nicht an. Ich ordne mich im Mittelfeld ein und stelle bald fest, dass das mit der „gleichen Richtung“ zu optimistisch gedacht war. Immer wieder kommen Schwimmer von links, von rechts – oder tauchen auf einmal vor mir auf. Aber alle sind freundlich und rücksichtsvoll.
Gelbe Boje suchen
Das Feld zieht sich schnell auseinander, mehr Platz lädt zu längeren Kraulphasen ein. Das Problem dabei: Ich habe einen totalen Rechtsdrift. Immer, wenn ich schaue, liegt die nächste gelbe Boje weit links, statt geradeaus. Das kann doch nicht sein, denke ich. Notiz an mich: Nächstes Jahr eine GPS-Uhr mitbringen, um den großen Bogen, den ich schwimme, hinterher sehen zu können.
Nach 20 Minuten werden die Wellen höher. Sie kommen von rechts – ich muss beim Atmen aufpassen, dass ich keine Welle in den Mund bekomme. Ich sehe auch Schwimmer mit Schnorchel. Keine schlechte Idee. „Eine Herausforderung“, nennt Kurdirektor Hemken den Wellengang später. Ich stimme zu. Doch dann fange ich an, es zu genießen, wie ich von den Wellen auf und ab bewegt werde. Ein tolles Gefühl, wenn man sich dem einfach hingibt. Notiz an mich: 2017 einen Surfkurs an der Atlantikküste machen.
Schwankend an Land

Als ich die vierte Boje passiere, schaue ich auf die Uhr: 45 Minuten. Die ersten (Jesse Hinrichs und Falk Ohlenbusch vom 1. TCO „Die Bären) sind drüben angekommen. Ich schaue gen Ufer – kann das Ziel aber nicht sehen. Aber so weit kann es ja nicht mehr sein.
Nach einer weit ausladenden Rechtskurve (was ist nur mit meinem inneren Kompass kaputt?) reihe ich mich in die Kette der sich dem Ziel nähernden Schwimmer ein. Es ist nicht so anstrengend, wie ich befürchtet habe, und mir ist immer noch nicht kalt – erfreulich. Ich haben wieder festen Boden unter den Füßen. Als ich aus dem Wasser gehe, behält mein Körper die Wellenbewegungen allerdings noch bei und schwankt gehörig. Aber egal – Ich hab’s geschafft!
Auch Kurdirektor Hemken und Bürgermeister Dr. Arno Schilling steigen kurz darauf aus dem Wasser. „Ich war heute so langsam wie noch nie“, sagt Schilling, „dem Alter und den Wellen geschuldet.“