Sie wirken filigran und die jahrtausendalte Methode erzeugt einen ganz besonderen Look: Hand Poked Tattoos werden immer beliebter. Ganz ohne surrende Maschine, sondern nur mit der Hand bringt Tätowierer Dennis aus Oldenburg seine Kunstwerke unter die Haut.

Hand Poked Tattoos sind die älteste Form der Tätowierkunst, ihre Ursprünge gehen viele tausend Jahre zurück. Wörtlich übersetzt bedeutet es „mit der Hand gestochen“. Eine normale Tätowiermaschine funktioniert – wie die meisten Menschen sie wohl kennen – so, dass die dort eingespannte Nadel im Bruchteil einer Sekunde etliche Male in die Haut eindringt und wieder aus ihr herausgezogen wird. „Die Methode, die ich betreibe, funktioniert im Grunde genommen genau so“, erklärt Dennis. Bei ihm dauert das Ganze etwas länger und ist eigentlich komplett geräuschlos. Die Bewegung, die normalerweise die Maschine für den Tätowierer übernimmt, führt Dennis komlett per Hand aus. „Man kann es sich so vorstellen, dass ich eine Tätowiernadel an einen Stock binde, die Nadel dann wie einen Stift halte und die Farbe durch die Auf- und Abbewegung, die ich mit meiner Hand mache, unter die Haut bringe.“
Es entsteht ein einzigartiger Look

Schon seit Jahren interessiert sich Dennis für die traditionelle Tätowier-Kunst. Lange bevor man Tätowiermaschinen entwickelte, wurde ausschließlich durch diese Methode tätowiert. Dabei gibt es auch verschiedene Arten. Sei es die japanische „Tebori“-Art, das indonesische „Hand-Tapping“ oder eben das „Hand Poking“.
Was Dennis an dieser Art zu tätowieren besonders gefällt, ist der einzigartige Look, den diese Tätowierungen erzeugen. „Man wird insbesondere bei Dotwork-Arbeiten immer einen deutlichen Unterschied zur maschinellen Arbeit erkennen“, sagt Dennis. Eine Art Schattierung erreicht man bei Hand Poked Tattoos mit verschieden starken Nadeln. Die bringen die Farbe auch eigentlich genauso weit unter die Haut, wie eine Maschine.
Hand Poked Tattoos hat der 29-Jährige selbst tatsächlich nur sehr wenige. „Die einzigen Hand Poked Tattoos, die ich habe, sind wirklich nur die, die ich mir selbst zu Übungszwecken auf die Beine gestochen habe.“ Das liege aber nur daran, dass er persönlich eher großflächig schwarze Tattoos an sich habe, erklärt Dennis. Das ohne Maschine zu bewerkstelligen, würde drei Leben lang dauern.
„Learning by doing“

Mit dieser Methode tätowiert Dennis seit etwas über anderthalb Jahren. „Ich habe einige Tätowierer in meinem Bekanntenkreis, die auf dieselbe Weise tätowieren.“ Bei ihnen konnte er sich einiges abschauen und sich Tipps einholen. Der Rest war dann Learning by Doing.
Dennis ist Traditional Tattoo Artist bei Body Z Tattoo in der Staustraße. Aber er tätowiert nicht nur in Oldenburg. Jeden Monat ist der 29-Jährige ein paar Tage in unterschiedlichen Studios in Deutschland zu Gast, um dort zu tätowieren. Die Termine dort sind meist schon nach wenigen Tagen ausgebucht. Auch auf Conventions tätowiert der Oldenburger.
Bei der Methode gebe es sowohl Vorteile als auch Nachteile. Die Vorteile überwiegen aber ganz klar, meint Dennis. Diese sind unter anderem, dass die Methode weniger schmerzhaft ist als die maschinelle Methode. Das kann auch seine heutige Kundin nur bestätigen. Schon nach wenigen Minuten schmerzt das Tattoo nicht mehr.
„Außerdem erzeugen die Tattoos, die ich steche, einen ganz besonderen Look, den eine Maschine nicht herstellen kann.“ Zudem hält diese Art der Tätowierung auch an ausgefallenen Stellen, wie z.B. in der Handinnenfläche oder auf den Fingern ohne wieder rauszugehen oder zu verlaufen. Hand Poked Tattoos kann man eigentlich an jeder Körperstelle stechen.
Hand Poking ist lautlos – und entspannter als mit der Maschine

„Dadurch, dass ich die Nadel kontrolliere und nicht die Maschine, kann ich ebenfalls sehr präzise tätowieren“, sagt Dennis. Er hat bereits Anker tätowiert, die kleiner waren als ein Cent-Stück oder filigrane Blumenranken in die Ohrmuschel. Außerdem verursacht die Methode des Hand Poking keine Geräusche, was sehr entspannend sein soll. „Auch die Abheilung meiner Tattoos verlaufe in der Regel deutlich schneller als bei der maschinellen Art“, meint der 29-Jährige. In der Regel bildet sich kaum Kruste und nach fünf Tagen ist das Tattoo dann auch schon so gut wie abgeheilt. „99 Prozent der Tattoos, die ich mache halten direkt beim ersten Mal, sodass ein Nachstich nicht notwendig ist.“
Hand Poked Tattos brauchen mehr Zeit
Nachteil hingegen ist, dass die handgestochene Tätowiertungen natürlich ein wenig länger dauern als maschinelle. Etwa ein Drittel an Zeit kann man draufrechnen im Gegensatz zur herkömmlichen Methode. Außerdem sind nur Motive möglich, die aus Linien und oder Punkten bestehen – was natürlich in gewisser Weise einschränkt.
Ich möchte nämlich, dass jeder, der zu mir ins Studio kommt, etwas Einzigartiges mit sich herumträgt, das niemals irgendjemand anderes genau so bekommen wird.
Dennis‘ Kunden schätzen den speziellen Look, die Haltbarkeit und die Exklusivität der Motive. „Ich zeichne alle meine Motive selbst.“ Hat er dann eines dieser Motive tätowiert, wandert es direkt in den Müll und wird nicht für einen anderen Kunden wiederverwertet.
„Ich möchte nämlich, dass jeder, der bei mir ins Studio kommt etwas einzigartiges mit sich herumträgt, das niemals irgendjemand anders genau so bekommen wird. Copycats gibt es schließlich schon genug auf der Welt“, findet er.

Mandalas als Lieblingsmotiv
„Am liebste steche ich definitiv Mandalas und tibetische Motive wie Schriftzeichen oder Mantras.“ Gerne auch an außergewöhnlichen Stellen. „Ich habe schon einige Gesichter, Ohren, Köpfe und Handinnenflächen tätowiert und kann davon einfach nicht genug bekommen.“ Je ausgefallener desto besser. Natürlich habe er aber auch seinen Spaß an konventionell platzierten Tätowierungen, sagt Dennis.

Hand Poked Tattoos müssen nicht zwingend Schwarz/Weiß sein. Jeder Farbwunsch kann realisiert werden. Aber: „In 99 Prozent der Fälle tätowiere ich schwarz. Das sieht in Verbindung mit meinem Stil einfach am besten aus“, meint der 29-Jährige.
Gefragt sind die Hand Poked Tattoos jedenfalls: „Ich für meinen Teil habe jede Menge zu tun“, sagt Dennis. Ein Irrglaube hält sich aber bei viele Kunden. Die würden häufig noch sehr häufig abgeschreckt reagieren, weil sie Angst haben, das diese Methode viel mehr weh tun würde als sich mit der Maschine tätowieren zu lassen. „Obwohl ja exakt das Gegenteil der Fall ist“, erklärt der Oldenburger. Aber generell wachse die Nachfrage nach seinen Tattoos stetig, worüber er sich natürlich sehr freue: „Je mehr Kunden desto mehr unterschiedliche Wünsche gilt es zu erfüllen, was letztendlich dazu führt, dass ich mit der Zeit noch besser werden kann – was am Ende dann wieder den Kunden zugute kommt. Und als Tätowierer lernt man ja ohnehin nie aus.“