Nordisch gesehen

Die 5 besten Bücher, die ich je gelesen habe

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Bei 75 000 Büchern, die jedes Jahr in Deutschland erscheinen, fällt es schwer, einen Überblick zu behalten. Die nächsten fünf Titel solltet ihr allerdings auf keinen Fall verpasst haben – meiner Meinung nach.

Es gibt Bücher, die liest man im Urlaub einfach so weg und vergisst sie dann schnell wieder. Andere Bücher wiederum hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck. Zum Beispiel diese hier:

Ein wenig Leben (Hanya Yanagihara)

Ja, es gibt sie die Bücher, die einen so beschäftigen, dass man nachts nicht mehr schlafen kann. „Ein wenig Leben“ von der US-Amerikanerin Hanya Yanagihara gehört dazu. Die New York Times-Redakteurin beschreibt auf 960 Seiten die fesselnde Geschichte von einer Männer-Clique. Die vier gehen gemeinsam aufs College und verlieren sich auch nach ihrem Abschluss nie aus den Augen. Im Zentrum der Gruppe steht der schöne und sensible Jude. Viel erfahren sowohl die Leser als auch die Freunde lange nicht über seine Herkunft. Doch irgendwann wird sein furchtbares Geheimnis enthüllt. Es scheint, als ob Jude all seine Freunde mit in den Abgrund reißen wird. Es gibt nicht wenige Stimmen von Lesern im Netz, die sogar behaupten, dass „Ein wenig Leben“ ihr Leben verändert habe. Soweit würde ich zwar nicht gehen. Aber die knapp 1000 Seiten habe ich wie im Rausch gelesen.

Die Geschichte der Bienen (Maja Lunde)

Ein Grund, warum „Die Geschichte der Bienen“ 2017 so durch die Decke gegangen ist, ist sicherlich die Aktualität des Themas. Kaum eine Problematik erfährt derzeit so viel Aufmerksamkeit wie das Insektensterben oder der Klimawandel. Deshalb finde ich den Erfolg des Buches auch mehr als gerechtfertigt.  In ihrem Buch schafft es die Norwegerin Maja Lunde das Thema von mehreren Seiten aus zu beleuchten – ohne allzu belehrend zu wirken. Über mehrere Jahrhunderte erzählt sie die Geschichte von drei Familien, die eines verbindet: Die Arbeit mit Bienen. Da gibt es den erfolglosen Biologen William, der schließlich eine bahnbrechende Erfindung zu machen scheint. Imker George aus den USA will seinen Hof Sohn Tom vermachen. Doch dann verschwinden die Bienen. Die chinesische Arbeiterin Tao bestäubt von Hand Obstbäume. Alles ändert sich schlagartig, als ihr Sohn einen mysteriösen Unfall hat. Die Spannung schwankt zwar zwischendurch erheblich, dafür finde ich die Botschaft und das Ende umso besser.

 

Underground Railroad (Colson Whitehead)

„Underground Railroad“ erzählt eine mehr als blutrünstige Geschichte. Cora wächst als Sklavin auf einer Baumwollplantage auf. Doch auch als ihr die Flucht  gelingt, heißt es noch lange nicht durchatmen. Der Alltag der Protagonistin ist von Tod und Angst geprägt. Autor Colson Whitehead beschönigt nichts im Bezug auf die Sklaverei in den USA. Da wird beschrieben, wie andere Sklaven auf der Farm bestialisch ermordet oder wie Coras Fluchthelfer unter dem Jubel von Zuschauern öffentlich gehängt werden. Das Buch scheint im Jahr 2017 einen Nerv getroffen zu haben. Wo in den Staaten im Zuge der Black Lives Matter-Bewegung betont werden musste, dass das Leben von Schwarzen genauso viel wert ist wie von Weißen, kommt der große Erfolg des Titels nicht allzu überraschend. 32 Wochen stand „Underground Railroad“ auf der Bestseller Liste der New York Times.

The shape of water (Guillermo del Toro und Daniel Kraus)

Doch, Hollywood kann es noch: Neue Geschichte erzählen! Gut, die Story, dass sich eine schöne Frau in ein unheimliches Wesen verliebt, gab es vielleicht schon das ein oder andere Mal (King Kong, Die Schöne und das Biest, Shrek…). Aber sowohl der Kinofilm als auch das Buch schlagen ernstere Töne an. Die stumme Elisa Esposito arbeitet als Reinigungskraft im Militärlabor. Ihr Nachbar Giles ist ein homosexueller Künstler und ihre beste Freundin auf der Arbeit die schwarze Zelda. Beim Putzen entdecken die Frauen in einem streng gesicherten Trakt ein merkwüridges Wesen: Halb-Mann, Halb-Amphibie. Elisa verliebt sich unsterblich. Doch Strickland, der skrupelose Chef des Labors will das Wesen zu wissenschaftlichen Zwecken töten lassen… Immer wieder erleben Elisa, Zelda, Giles und das Wesen aufgrund ihrer vermeintlichen Handicaps Ausgrenzung. Können sie gemeinsam am Ende das Böse in Gestalt von Strickland besiegen? Die Verbindung zwischen Elisa und dem Wesen, dem sie schon bald bei ihren heimlichen Besuchen die Zeichensprache beibringt, berührt. Es scheint, als ob die ewige Außenseiterin endlich einen Seelenverwandten gefunden hat. „The shape of water“ erhielt unter anderem eine Oscar-Auszeichnung als bester Film.

 

Unorthodox (Deborah Feldman)

Im wahrsten Sinne des Wortes „Einblicke in eine verborgene Welt“ erhält man als Leser bei „Unorthodox“. Darin beschreibt die New Yorkerin Deborah Feldman ihren Ausbruch aus der extremistisch-jüdischen Glaubensgemeinschaft der Satmarer. Fernab des alltäglichen Trubels der Millionenmetropole wächst sie in einer eingeschworenen Gemeinschaft auf. Eindringlich beschreibt Feldman ihre frührere Lebensrealität. Die Satmarer besuchen keine regulären Schulen, lesen keine englischen Bücher und heiraten nur untereinander. Die säkulare Welt um sich herum lehnen sie ab. Frauen ist nahezu jegliche Bildung verwehrt. Feldman beschreibt etwa, dass viele Frauen aus ihrem ehemaligen Umfeld nicht richtig lesen können. Nicht allen gefällt dieses Leben fernab der modernen Welt. Doch scheint nur Feldman selbst die Kraft und den Mut zu haben, auszubrechen. Krass wirkt zudem, als die Autorin beschreibt, wie ihre Eltern zwangsverheiratet wurden. Die Mutter, eigentlich lesbisch, muss einen leicht geistig behinderten Mann heiraten. Die Ehe hält nicht und Feldman wächst bei ihren Großeltern auf. Kontakt hält Feldman, die heute in Berlin lebt, zu ihrer alten Community nicht mehr.

Tatiana Gropius

In Frankfurt am Main geboren und Magdeburg aufgewachsen. Halbperuanerin, die immer mal wieder für ihre ausgezeichneten Deutschkenntnisse gelobt wird. Hat Sozialwissenschaften studiert und verbringt ihre Freizeit gern mit lesen und Sport treiben.